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Rückblick Unternehmertalk

VON JOHANNA GÖRGEMANNS

 

Das Unternehmen Giesker&Laakmann wurde 1933 gegründet. In der dritten Generation führten die Brüder Bernd und Hubert Laakmann das Unternehmen in die Zukunft. Nach dem frühen Tod von Bernd Laakmann erbten 2017 seine drei Kinder seine Gesellschaftsanteile. Sein Bruder Hubert Laakmann erweiterte daraufhin den Gesellschafterkreis und ernannte seine beiden Kinder ebenfalls zu Gesellschaftern um eine Parität zwischen den Familienstämmen herzustellen.

 

Die nun sechs Gesellschafter stellten sich die Frage, wie das Unternehmen zukunftsfähig gemacht werden kann. Der fachliche Lernprozess stellte keine große Hürde dar, dieses könne man alles lernen, so Julia Laakmann. Schwierig sei zunächst die Zusammenarbeit der Familienmitglieder auf Unternehmerebene gewesen. Bisher kannte sich die jüngere Generation vor allem von Familientreffen und auch der Altersunterschied zwischen Julia Laakmann und ihrer Cousine Sarah Laakmann von acht Jahren spielte zunächst eine Rolle.

 

Am Wittener Institut für Familienunternehmen nahm die Familie über einen Zeitraum von zwei Jahren Mentoring und Coaching für den Nachfolgeprozess wahr. Dies war sehr wertvoll für die Familie, hier gab es Raum für Fragen, sie sie sich selber so nicht gestellt haben. Am Ende kristallisierte sich heraus, dass zwei Angehörige der „nextgen“ nicht im Familienunternehmen arbeiten möchten. Sie gehen nun anderen beruflichen Herausforderungen nach.

 

Der Nachfolgeprozess war nicht nur für die Familie eine Umbruchzeit, auch die Mitarbeiter hatten hohe Erwartungen. Und Julia Laakmann, die mit 26 Jahren eine sehr junge Unternehmerin ist, musste lernen mit dieser Rolle umzugehen.

Der Rollenwechsel von der Tochter zur Unternehmerin war anfangs eine sehr große Herausforderung. Mittlerweile nennt Julia Laakmann ihren Vater in der Firma beim Vornamen, privat „Papa“. Das hilft ihr, Distanz zu wahren.

 

Die Familie scheint nach vier Jahren begleitetem Nachfolgeprozess und vielen Gesprächen ihren Weg gefunden zu haben. Man hat sich außerhalb des Systems „Familie“ kennengelernt. Die passiven Gesellschafter halten sich aus dem operativen Geschäft heraus. Der Gesellschaftsvertrag legt den Grundstein für zukünftige Fragen, die familiäre und unternehmerische Prozesse verbinden, so ist jedes Familienmitglied verpflichtet, einen Ehevertrag zu schließen.

Das Bewusstsein in der Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern hat sich gewandelt und bei der Suche nach neuen Mitarbeitern liegt der Fokus nun nicht mehr nur auf der fachlichen Ebene, sondern auch auf der Frage „Passen wir zueinander?“.

 

Der Unternehmertalk hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig die Klärung der sogenannten „soft facts“ für einen erfolgreichen Generationswechsel ist. Die familiären Themen wirken in die wirtschaftlichen Bereiche hinein, und ein gelungener Nachfolgeprozess ist geprägt von stetem Lernen im Umgang miteinander und mit den Mitarbeitern. Ergänzt von der Bereitschaft, sich über einen längeren Zeitraum den familiären Themen zu stellen. Sind diese Konfliktpotential bietenden Themenkreise geklärt, können wirtschaftliche Fragen konstruktiv diskutiert werden. Das Unternehmen kann in Zukunft für und von weiteren Generationen stabil weitergeführt werden.

 

Wie man sieht, muss es nicht immer eine Stiftungslösung sein, um den Familienfrieden zu wahren und das Unternehmen und Vermögen zu schützen und zukunftsfähig zu machen. Die Familienstiftung bietet jedoch den Vorteil, dass die Leitlinien der Familien- und Unternehmenskultur genereationenübergreifend verankert werden können. Eheverträge und Testamente müssen für alle nachfolgenden Generationen nur noch für das Privatvermögen gestaltet werden, während Unternehmen und Stiftungsvermögen von persönlichen Veränderungen und Schicksalsschlägen nicht betroffen sind. Familienmitglieder die im Unternehmen arbeiten wollen, können das ohne Gesellschaftsanteile zu besitzen und ohne zuvor miteinander Gesellschaftsverträge zu vereinbaren, die Jahre später aufgrund von veränderten persönlichen Situationen nicht mehr stimmig sind.

 

Wir danken Frau Laakmann für Ihren Beitrag zu unserem Unternehmertalk, den wir gemeinsam mit unserem Partner Ludwig Eickelpasch von der Initiative&Entwicklung durchgeführt haben.