Körber-Stiftung: Erfolgreiche AG unter dem Mantel der Stiftung

VON THORSTEN KLINKNER

Die Körber-Stiftung zählt zu den Unternehmensbeteiligungsstiftungen: Sie ist Alleinaktionärin der Körber AG, die zum Stiftungsvermögen gehört. Dieses umfasst insgesamt gut 560 Millionen Euro. Die Körber-Stiftung verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke.


Es sind beeindruckende Zahlen eines Unternehmens, das nicht unbedingt regelmäßig im Fokus der Öffentlichkeit steht. Die Körber AG mit Sitz in Hamburg vereint Unternehmen mit rund 130 Produktions-, Service- und Vertriebsgesellschaften in den Geschäftsfeldern Automation, Logistik-Systeme, Werkzeugmaschinen, Pharma-Systeme, Tissue, Tabak und Unternehmensbeteiligungen. Mit rund 11.500 Mitarbeitern weltweit erzielte der Körber-Konzern 2016 einen Umsatz von 2,2 Milliarden Euro. Die Ursprünge des Unternehmens gehen zurück auf die von Kurt A. Körber 1946 in Hamburg gegründete Hauni Maschinenfabrik. Bis zu seinem Tod 1992 war der Firmengründer alleiniger Inhaber der Körber AG.

Das Besondere: Nach dem Tod des kinderlosen Gründers und Prinzipals wurde die Körber AG vollständig in den Besitz der von ihm gegründeten gemeinnützigen Körber-Stiftung überführt. Diese erhält jährlich einen Teil des Gewinns der Unternehmensgruppe als Dividende. Die Körber-Stiftung zählt zu den Unternehmensbeteiligungsstiftungen: Sie ist Alleinaktionärin der Körber AG, die zum Stiftungsvermögen gehört. Dieses umfasst insgesamt gut 560 Millionen Euro.

Die Stiftung charakterisiert ihren Stifter folgendermaßen: „Kurt A. Körber übertrug als erfolgreicher Industrieller seinen unternehmerischen Gestaltungswillen auf die Gesellschaft. Als Anstifter wurde er zum Vorbild für gelebte gesellschaftliche Verantwortung. Mit seinem sicheren Gespür für drängende Themen der Zeit und seinem zupackenden Temperament überzeugte er Entscheidungsträger im In- und Ausland und spornte dazu an, sich vor Ort zu engagieren und für Veränderungen einzusetzen.“ Und Kurt Körber sagte selbst: „Ich möchte mit neuen Initiativen etwas anstiften. Wenn man mich also Anstifter nennen möchte, bin ich damit einverstanden.“

Die Körber-Stiftung verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke. Ihre satzungsgemäßen Betätigungsfelder sind Völkerverständigung, Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung, kulturelle Vorhaben und Fürsorge für alte und kranke Menschen. Der Vorstand ist als Exekutive für die Erfüllung der Satzungszwecke durch operative Arbeit und Förderung verantwortlich. Der Stiftungsrat hat die Aufgabe, die gemeinnützige Tätigkeit des Vorstandes zu überwachen. Das Kuratorium überwacht die Vermögensverwaltung der Stiftung und entscheidet über die Ausübung von Rechten bei Gesellschaften, an deren Kapital die Stiftung mit über 20 Prozent beteiligt ist.

Wichtig für die Organisation: Die Körber-Stiftung ist Alleinaktionärin der Körber AG und erwirtschaftet aus ihrem eigenen, freien Vermögen weitere Erträge. Zwischen der Körber AG und der Körber-Stiftung wird auf strikte Unabhängigkeit geachtet. Die Körber AG nimmt keinen Einfluss auf die Arbeit der Körber-Stiftung und die Körber-Stiftung nimmt keinen Einfluss auf das operative Geschäft der Körber AG.

Die Stiftung wird von den Vorständen Dr. Lothar Dittmer und Dr. Thomas Paulsen geleitet, sie werden von einem siebenköpfigen Beirat unterstützt. Dabei kümmern sie sich besonders um die drei Handlungsfelder „Demographischer Wandel“, „Innovation“ und „Internationale Verständigung“. „Mit unserer Arbeit wollen wir Debatten anregen, Lösungen erproben und die Menschen in unserem Umfeld für das Mitmachen gewinnen. Dabei konzentrieren wir uns auf gesellschaftliche Herausforderungen, die bereits unserem Stifter Kurt A. Körber wesentliche Anliegen waren. Wir legen großen Wert darauf, weltanschaulich, religiös und parteipolitisch unabhängig zu bleiben. Denn nur mit Offenheit und dem Willen zur Verständigung über Grenzen hinweg können wir den Auftrag unseres Stifters erfüllen, ‚an der Gestaltung unserer Zukunft mitzuwirken‘“, heißt es bei der Stiftung.

Für die Mitarbeiter und Lieferanten des Konzerns in der Stiftungsstruktur bedeutet dies natürlich auch, dass sie sich innerhalb eines geschützten Systems entwickeln können. Damit kann das Lebenswerk des Stifters nicht zersplittert werden, und die Stiftung kann immer die eigenen Zwecke durch die Ausschüttungen aus der AG erfüllen.