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Ist die gemeinnützige Stiftung eine Option für den zu erwartenden Erbenboom?

VON THORSTEN KLINKNER

Vermögen verwalten in Deutschland. Stiftungskonzept.

Deutschland erwartet im nächsten Jahrzehnt einen Erbenboom und damit einen Vermögenstransfer, wie ihn dieses Land noch nie erlebt hat. Hintergrund dieser Entwicklung ist, dass in den Nachkriegsjahren und ihrem wirtschaftlichen Wachstum ungeahnte Vermögen aufgebaut wurden, die sich nun ballen.



Stiftung in Deutschland

Laut qualifizierter Schätzung des Instituts für Altersvorsorge geht man von 250 Milliarden Euro aus. (Quelle: Zeit.Magazin 11, 12.03.2015). Sollten die Zahlen annähernd stimmen, wundert es nicht, dass Deutschland weltweit den zweiten Platz als Standort für Multimillionäre hält. (Laut World Ultra Wealth Report 2013)


In Deutschland liegt das Vermögen in den Händen 90 erfolgreicher Unternehmerfamilien, die Unternehmensgruppen mit durchschnittlich 75 Unternehmen leiten und ein geschätztes Gesamtvermögen von 320 Milliarden Euro verwalten. Diese Familien übernehmen Verantwortung und Risiko, schaffen Arbeitsplätze und Innovationen.


Kommt es zur Unternehmensnachfolge und Erbfolgen drohen erhebliche Risiken für das Aufgebaute. Wer hat schon in den laufenden Herausforderungen des Tagesgeschäfts Zeit für langfristig strategische Fragen? Und wie lassen sich persönliche, familiäre und unternehmerische Belange in Einklang bringen? Man liest darüber, beschäftigt man sich mit den Eigentümerstrukturen von Dr. Oetker, Axel Springer, Bahlsen & Co.

 

Eine gemeinnützige Stiftung als Ausdruck sozialer Überzeugungen
In den USA und Großbritannien sind zwei Drittel der Vermögenden „Selfmade“ Multimillionäre. In Deutschland wird Vermögen vielfach und verstärkt geerbt. Doch was geschieht mit den Erben dieser großen Vermögen? Lähmt es sie? Ist es moralisch verwerflich und ungerecht, wenn Einzelne schon in jungen Jahren so reich sind, dass sie niemals arbeiten müssen? Was lässt sich in der „freien Zeit“ bewegen und gestalten? Was macht das mit diesen Menschen und der Gesellschaft?

 


Stiftung in Deutschland: Vermögen verwalten

Stiftungskonzept

Götz Werner, der 1973 erfolgreich die Drogeriekette DM gründete, hat diese Frage für sich und seine sieben Kinder beantwortet. Seine Anteile an der Drogeriekette hat er 2010 in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht, weil ihm nach dem Studium der Geschichte der Rockefellers eines klar wurde: Eine Erbschaft kann auch eine Bürde für die Erben sein, sie einschränken, fremdbestimmen und sie behindern, den eigenen Weg zu finden. Für seine Erben wollte er dies verhindern. Sie sollen und dürfen sich beweisen – die Grundlage, eine gute Ausbildung für alle, ist gelegt. Das die Kinder hierfür dankbar sind, lässt sich der sehr lesenswerten Autobiographie von Görtz Werner entnehmen.


Aus seiner Sicht nimmt Götz Werner die Verantwortung wahr, dass Eigentum verpflichtet, eben auch Gutes zu tun und Vermögen für die Zukunft nicht nur zum Wohle einzelner einzusetzen. Seine „dm-werner Stiftung“ ist gemeinnützig. Hier werden unternehmerische Kompetenz und soziales Engagement in bester Weise verbunden.


Die gemeinnützige Stiftung als wertschätzender Bestandswahrer
Doch warum eine gemeinnützige Stiftung? Stiftungskonzept.
Stifter erfüllen sich mit dieser Form der Stiftung häufig ihren Herzenswunsch. Sie begleiten Prozesse, die als wichtig empfunden werden oder helfen Bedürftigen -egal, ob Mensch, Tier oder Natur. Es geht nicht um „Loslassen“, sondern um die Gestaltung von Neuem.


Stiftung in Deutschland: Stiftung errichten


Die Errichtung einer gemeinnützigen Stiftung ist immer ein Auftakt dafür, Gutes für die Gemeinschaft zu tun – unbegrenzt und bestimmt durch den freien Willen des Gründers, der den gemeinnützigen Zweck der Stiftung nachhaltig bestimmt.
Mit ihm lenkt der Stifter bewusst, wo und für wen ein bestimmter Betrag des Stiftungsvermögens eingesetzt wird. Eine gemeinnützige Stiftung ist damit gelebte Selbst- und Sozialverantwortung per Excelence. Als Voraussetzung dafür ist die Ausarbeitung einer klugen Stiftungsstrategie unerlässlich-  begleitet von Stiftungs-Experten wie den UnternehmerKompositionen.


Eine gelungene und sorgfältig entwickelte Stiftungs-Strategie ist nicht nur wichtig für die Stiftung an sich, sie ist Ausdruck eines neuen Trends, der sich an der hochentwickelten Stiftungskultur anderer Länder orientiert. Deutschland braucht gemeinnütziges Stifter-Engagement. Die Politik hat dies erkannt und fördert den Dritten Sektor zu Recht in großem Umfang.


Damit der Stiftungswille und die Vision des Stifters nachhaltig Bestand hat. Und, damit es den nächsten Jahrzehnten nicht nur eine moralinsaure Neiddiskussion um Erbschaftssteuer und Lebenskonzepte gibt, sondern eben auch eine, was mit dem Vermögen der Nachkriegsgeneration Gutes für unser Land und seine Bewohner geschaffen werden konnte. Die aktuellen Wachstumszahlen gemeinnütziger Stiftungen geben jedenfalls Anlass zur Hoffnung.