· 

Loslassen: Die schwierigste Kür der Unternehmer

VON THORSTEN KLINKNER

 

vielfach wird behauptet, jemand, der nicht Gesellschafter bzw. Eigentümer ist, könne auch kein Unternehmer sein, weil Eigentum und Unternehmersein zwingend eine Einheit bilden. Wir haben dazu einen ergänzenden Ansatz, der sich weiterführenden Wegen nicht verschließt, wenn die Stiftung mit ins Spiel kommt.

 

Die Aufgaben einer gelungenen generationenübergreifenden Unternehmensfortführung sind vielfältig, doch das Loslassen spielt dabei eine entscheidende Rolle: „Wir brauchen nicht so fortzuleben, wie wir gestern gelebt haben. Macht euch nun von dieser Anschauung los, und tausend Möglichkeiten laden uns zu neuem Leben ein.“ Christian Morgenstern sagt dies nicht umsonst, denn es ist kein leichter Weg.

 


Diverse aktuelle Erhebungen gehen davon aus, dass immer mehr Senior-Unternehmer Schwierigkeiten haben, Nachfolger zu finden. Das gilt sowohl für kleinere, als auch für Unternehmen mit hohen Umsätzen. Oftmals sind es eingefahrene Strukturen, die das Finden einer Nachfolge so schwierig machen und Unternehmen ohne zukunftsfähige Eigentümerstruktur zurücklassen.

 

Die Leitung bleibt dann in den Händen des Senior-Unternehmers, dessen Kraft und Lebenszeit jedoch endlich sind. Aussichten, die Niemanden, der mit Herzblut und manchmal über Generationen hinweg ein Unternehmen aufgebaut hat, auch nur im Ansatz glücklich machen können.

 

Aber um welches „Loslassen“ geht es hier überhaupt?

 

Um eine langfristige tragfähige Lösung zu entwickeln, ist es zunächst wichtig, zu reflektieren, welche Nachfolge eigentlich geregelt werden soll? Geht es um die Vermögensnachfolge? Oder um die persönliche Nachfolge als Unternehmer? Oder um Beides?

 

Unternehmertum erfordert Eigentum?

 

Pauschal gedacht, stimmt diese Behauptung über weite Strecken vielleicht. Wir als Unternehmerkompositionen verfolgen einen anderen Ansatz, der sich bereits vielfach bewährt hat.

 

Unternehmertum hat mit Mut zu tun, mit Gestaltungswillen und Entwicklung. Denn Eigentum ist nicht alles und „…für ein echtes Spitzenunternehmen sind Geld und Gewinne nichts anderes als Blut und Wasser für einen gesunden Körper: Sie sind zwar lebenswichtig, machen aber nicht das Wesentliche im Leben aus.“, wie Jim Collins in seinem Buch "Der Weg zu den Besten" richtig sagt.

 

Es geht um unternehmerische Kreativität, Mut und Gestaltungskraft. Gefragt ist die unternehmerische Persönlichkeit. Eigentum und Vermögen sind häufig die Folge unternehmerischer Tätigkeit, aber für viele Vollblutunternehmer nicht der Antrieb.

 

Wir begleiten zahlreiche gestandene Unternehmer, die ihr Unternehmen höchst erfolgreich unter dem Dach einer Stiftung weiterentwickeln. Das Eigentum ist für sie nicht in erster Linie relevant. Maßgeblich ist ein klares und zukunftsorientiertes System zur Fortführung des Unternehmens.

 

Unternehmertum erfordert also nicht Eigentum, sondern eine Unternehmerpersönlichkeit.

 

Dabei sind die Werte und das Eigentum in stiftungsverbundenen Unternehmen, bei der die Stiftung ihre Stellung als schützendes Dach wahrnimmt, alles andere als verloren. Im Gegenteil: Die Werte können weiter wachsen und werden gerade nicht durch die vielfältigen Risiken aus der privaten Sphäre gefährdet.

 

Natürlich wissen wir, dass die Übertragung des Eigentums für Unternehmer an die Stiftung Mut und Klarheit erfordert. Denn sie sind nun rechtlich nicht mehr Eigentümer, sondern die Stiftung. Doch dieses Loslassen des Eigentums bedeutet, entgegen diverser Vorurteile und Fehlinformationen, gerade nicht zwingend das Ende des aktiven Unternehmertums. Vielmehr kann das Unternehmen auf einer nächsten Ebene als stiftungsverbundenenes Unternehmen weiterentwickelt werden. In der Stiftung kann die Vermögenssubstanz, gesichert vor Risiken (private wie unternehmerische), wachsen.

 

Die Stiftung regelt die Vermögensnachfolge. Das Finden eines geeigneten Unternehmertyps zur Fortführung ist davon unabhängig. Es wird ggf. aber erheblich dadurch vereinfacht, dass die Systeme Familie, Unternehmen und Vermögen prinzipiengerecht geregelt sind. Dann kann ein Familienmitglied das Unternehmen führen, oder auch eine Fremdgeschäftsführung. Es gibt an dieser Stelle weder ein MUSS, noch ein RICHTIG oder FALSCH.

 

Gewinnverwendungen bei unternehmensverbundenen Stiftungen

 

Eine Familienstiftung kann damit das Dach des Unternehmens sein. In diesem Konstrukt kann über entstehende Gewinne frei entschieden werden. Gewinne können sowohl in den stiftungsverbundenen Unternehmen belassen und für den weiteren Unternehmensaufbau verwendet, oder in andere Anlageklassen investiert werden. Natürlich und meist auch begleitend so genutzt, die Familie gezielt zu fördern und zu unterstützen. Nicht als demotivierende Vermögensübertragung „auf einen Schlag“, sondern individuell sinnvoll.

 

Die durch die Stiftung und den Stifterwillen vorgegebene Eigentümerstruktur setzt sich damit aus mehreren Aspekten zusammen, die dazu beitragen, ein Unternehmen zukunftssicher aufzustellen. Die Stiftung steht an den Schnittstellen von Familie, Unternehmen und Vermögen.

 

Die zukunftsorientierte Eigentümerstruktur der Stiftung gewährleistet im Gegensatz zum klassischen Eigentumsmodell, dass der Wille, die Werte und damit das Wesentliche des (Senior-) Unternehmers auch über seine Lebzeiten hinaus Bestand haben können, selbst dann, wenn ein Fremd-Management hinzugezogen wird. Der Unternehmer gibt die Spielregeln vor, er schreibt die Partitur für das Musikstück, das er zum Klingen bringen möchte.

 

Durchdacht gestaltet führt die Eigentümerstruktur in der Konsequenz dazu, dass der Familienfrieden gewahrt bleibt und dass sichergestellt wird, indem jeder der Begünstigten seinen Platz in dieser Struktur finden kann in einem selbst gewählten Rahmen.

 

Weitere Informationen unter: