Strategische Entscheidung für die Zukunft

Mit einer Familienstiftung sichern Unternehmer ihre Familie und ihr Unternehmen gleichermaßen langfristig und strategisch ab. Vorbilder dafür gibt es so einige, unter anderem die Stiftung Würth als Trägerin der Würth-Gruppe. 

VON THORSTEN KLINKNER

Das baden-württembergische Unternehmen Würth ist eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Erfolgsgeschichte. 1945 von Adolf Würth als Schraubengroßhandel gegründet und 1954 vom damals 19-jährigen Sohn Reinhold aufgrund des frühen Tods des Vaters übernommen, ist die Adolf Würth GmbH & Co. KG heute das Mutterunternehmen der global tätigen Würth-Gruppe. In ihrem Kerngeschäft, dem Handel mit Montage- und Befestigungsmaterial, ist der Konzern Weltmarktführer. Die Würth-Gruppe besteht aktuell aus über 400 Gesellschaften in mehr als 80 Ländern und beschäftigt 65.000 Mitarbeiter. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2014 erzielte die Würth-Gruppe einen Umsatz von fünf Milliarden Euro.

 

Auch im Bereich der Stiftungen ist die Adolf Würth GmbH & Co. KG sehr aktiv. In der Öffentlichkeit steht die gemeinnützige Stiftung Würth, 1987 von Professor Dr. h. c. mult. Reinhold und Carmen Würth gegründet. Zwecke der Stiftung sind die Förderung von Wissenschaft und Forschung, von Kunst und Kultur und der Bildung und Erziehung. Schwerpunkt der Aktivitäten in diesen Bereichen liegt in Hohenlohe, dem Stammsitz des Unternehmens Würth. Das Stiftungskapital von damals eine Million DM wurde regelmäßig erhöht. Es beträgt derzeit sieben Millionen Euro.

 

Doch der Unternehmer hat nicht nur die gemeinnützige Arbeit der Adolf Würth GmbH & Co. KG beziehungsweise der Würth-Gruppe in einer Stiftung organisiert. Das gesamte Betriebsvermögen liegt in vier Familienstiftungen, um dadurch eine langfristige Struktur für die vermögensrechtliche Nachfolgeregelung zu schaffen. Doch was ist das, eine Familienstiftung?

 

Die Familienstiftung ist eine privatnützige Stiftung, die ausschließlich oder zumindest hauptsächlich dem Interesse beziehungsweise dem Wohl einer Familie oder mehrerer Familien dient. Dabei liegt das Hauptaugenmerk darauf, diese Familie(n) dauerhaft durch die Erträge, die die Stiftung erwirtschaftet, zu versorgen. Als Ertragsquelle dienen in aller Regel entweder ein oder mehrere Unternehmen, ein Investment- oder Immobilienportfolio oder ähnliches, die der Stiftung gehören und die diese damit gleichsam in der Rechtsform der Stiftung betreibt – ganz so, wie es die Unternehmerfamilie Würth handhabt. 

 

Die gemeinnützige Stiftung Würth wacht als oberstes Gremium über die Geschicke der Unternehmensgruppe. Für den Stifter Reinhold Würth hat das viele Vorteile. Er hat damit sein Unternehmen gegen Erbstreitigkeiten, Zersplitterung, (feindlichen) Übernahmen umfassend abgesichert. Denn durch die Stiftungslösung wird die innen liegende Ertragsquelle jedem Zugriff entzogen: Eine Stiftung ist eigentümerlos, sie ist eine juristische Person, an der keine Mitgliedschafts- oder vermögenswerte Beteiligungsrecht bestehen. Damit kann die Stiftung nicht wie ein Unternehmen beispielsweise in der Gesellschaftsform der GmbH aufgelöst oder veräußert werden, selbst wenn sie eine solche GmbH als Ertragsquelle betreibt. 

Mit der Stiftungslösung, so berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 17. Dezember 2003, habe Reinhold Würth die Unternehmensgruppe vor allem vor einem möglichen Grabenkampf der Erben bewahren, der beispielsweise dazu führen könne, dass ein Familienstamm aus dem Gesellschafterkreis ausscheide und durch Firmengelder teuer ausbezahlt werden müsse. Die Stiftung verhindert diese Situation eben dadurch, dass niemand Eigentumsansprüche an sie stellen kann. 

 

Dabei ist indes für die Absicherung der Familie gesorgt. Familienmitglieder erhalten als sogenannte Destinatäre regelmäßige Zuwendungen aus den Erträgen der Stiftung, um finanziell abgesichert zu sein. Sie können jedoch nicht frei über Firmengelder verfügen. Das war auch Reinhold Würth wichtig, wie die FAZ seinerzeit darstellte: „Mit den regelmäßigen Zuwendungen an die Nachkömmlinge ist deren finanzielle Zukunft gesichert, ohne dass das Unternehmen ausgenommen werden kann, sagt Reinhold Würth: ‚Die Enkel können nicht das Firmengeld für Ferraris verjubeln.’“

 

Was heißt das nun konkret für Unternehmer? Die Familienstiftung sorgt für echte Kontinuität, sowohl beim Unternehmen als auch beim Vermögen. Durch die Stiftungslösung werden Erbstreitigkeiten und alle Situationen verhindert, die sonst zum Ende eines Unternehmens führen könnten. Gleichzeitig wird die Versorgung der Familie abgesichert, sodass diese eng an der Arbeit der Stiftung partizipiert. Die Familienstiftung ist damit ein lohnendes Instrument zur Vermögensnachfolge, das auf Erhalt über die Generationen hinaus aus ist. Strategisch denkende Unternehmer finden ein Vehikel, ihr Lebenswerk zu sichern und dabei die Familie immer finanziell teilhaben zu lassen, ohne den internen Frieden zu gefährden.

 

 

Alle Unternehmer können von den „großen“ Stiftern lernen, neben Würth gehört Karl Albrecht (Aldi) beispielsweise genauso dazu wie die Vorwerk Gruppe. Sie alle nutzen die Familienstiftung aus den oben genannten Gründen, und alle Unternehmer und Investoren können ihnen nachwirken – eine Familienstiftung hat nichts mit der Größe eines Unternehmens zu tun. Die Entscheidung für eine solche Lösung ist eine strategische, in die Zukunft gerichtete, die Unternehmen, Stifter und Familie positiv prägen wird.