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Übergang gestalten: Stabilität von innen, Zukunft nach außen

Den Übergang der Unternehmensnachfolge gestalten

Die Wachstumsaussichten sind unsicher. Die Märkte sind volatil und die Nachfolge steht bevor. Gerade in Familienunternehmen kann dieser Druck zu Spannungen führen: zwischen den Generationen, zwischen Eigentümern und Management, zwischen rationaler Planung und emotionaler Verantwortung. Gerade jetzt zeigt sich, dass es die Kraft von innen braucht.

 

Als Juristin, Wirtschaftsmediatorin und Koordinatorin interdisziplinärer Lösungen für Unternehmensnachfolge und familieninterne Konflikte liegt mein Fokus seit 2004 darauf, Wege zu gestalten, die unternehmerische Freiheit, wirtschaftliche Stabilität und internen Zusammenhalt gleichermaßen bewahren.


Warum interdisziplinäre Zusammenarbeit entscheidend ist

Eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge verlangt mehr als juristisches oder betriebswirtschaftliches Know-how. Rechtsanwälte, Stiftungen und Wirtschaftsmediatoren können gemeinsam maßgeschneiderte Lösungen entwickeln, die über standardisierte Verfahren hinausgehen. Die Kombination aus juristischer Expertise, finanzieller Strukturierung und moderierter Kommunikation schafft Substanz und Vertrauen.

Seit 2004 funktioniert der Prozess in der Praxis

  1. Eine gemeinsame Vorgangsweise aller Beteiligten aufgleisen: Der erste Schritt ist, alle Stakeholder zu versammeln. Ein neutraler Raum, klar definierter Zeitrahmen, ein Opening Statement, das den Prozessrahmen setzt. Fragen wie „Passt diese Vorgehensweise für alle Anwesenden?“ ermöglichen es, alle einzubinden und gemeinsame Basis zu schaffen. Die Visualisierung auf Flipcharts und kreative Methoden unterstützen das Verständnis und die Orientierung der Beteiligten, die sich gemeinsam als Team aufstellen. Beispiel: In einem Immobilienunternehmen klären die Eigentümer, die Geschäftsführung und externe Investoren gemeinsam, wie ein Portfolio vererbt oder verkauft wird, noch bevor Konflikte über einzelne Objekte überhaupt entstehen können.
  2. Die Themen offen benennen: Konflikte entstehen oft aus Missverständnissen oder unausgesprochenen Erwartungen. Stärkende Fragen wie „Was läuft gut?“ und „Was läuft nicht gut?“ helfen, Perspektiven sichtbar zu machen. Probleme werden neutral formuliert, zum Beispiel „Aufteilung zusätzlicher Gewinne“ statt wertender Aussagen. Themen werden gesammelt und priorisiert. Beispiel: In einem IT-Unternehmen klärt ein offenes Gespräch, wie die Anteile an Lizenzen fair zwischen den Familienmitgliedern verteilt werden.
  3. Dialog statt Schnellschuss: Ein tiefergehender Dialog zeigt Interessen und Gefühle auf. Durch Fragen wie „Was ist von dem, was ich gehört habe, besonders interessant?“ entsteht neues Denken. Vorzeitige Lösungen werden vermieden, um die Kreativität aller Beteiligten zu nutzen.
  4. Lösungen entwickeln: Brainstorming, offene Ideenfindung, das Erforschen von Optionen – so entstehen Lösungen, die von allen getragen werden. Jeder Schritt wird dokumentiert und nächste Schritte klar vereinbart.Beispiel: In der Immobilienbranche werden neue Modelle oder Stiftungen geprüft, um den Fortbestand des Unternehmens über Generationen zu sichern. In IT-Unternehmen helfen Joint Ventures oder Lizenzvereinbarungen, die Kontrolle zu verteilen und Konflikte zu vermeiden.
  5. Commitment und Retrospektive: Vereinbarungen werden verbindlich gemacht. Retrospektiven prüfen regelmäßig, was sich bewährt und wo Anpassungen nötig sind. Dies schafft Klarheit, fördert Innovation und sichert die Nachhaltigkeit der Nachfolge.

Formulierungen, die deeskalieren

  • „Okay, in diesem Punkt liegen wir auseinander.“
  • „Das wird jetzt nicht einfach für uns beide.“
  • „Erklären Sie mir bitte Ihre Sichtweise näher, ich höre nur zu.“

Ein Praxistipp: Vermeiden Sie Schuldzuweisungen, Unterstellungen oder Formulierungen wie „Du solltest…“. Diese führen oft zu Abwehrreaktionen. Stattdessen ermöglicht empathische, respektvolle Kommunikation Vertrauen und gemeinsame Lösungsfindung.


Warum sich Gesprächszeit auszahlt

Wer heute Verantwortung für morgen übernehmen will, braucht maßgeschneiderte Vorgehensweisen, wertorientierte Entscheidungsprozesse und interdisziplinäre Kompetenz. Auch oder gerade, wenn die Zeit drängt, sind Unternehmerinnen, Unternehmer und Investoren gut beraten, Konflikte professionell zu lösen und die Nachfolge strukturiert zu gestalten und Unternehmen nachhaltig zu sichern.

 

So können Unternehmenswerte, familiärer Zusammenhalt und unternehmerische Freiheit nicht nur erhalten, sondern nachhaltig gestärkt werden. 


Über unsere Gastautorin

Sandra Thaler ist Juristin, Wirtschaftsmediatorin und Koordinatorin interdisziplinärer Lösungen für Unternehmensnachfolge und familieninterne Konflikte. Sie unterstützt Unternehmer:innen, Experten, Investoren und Familienunternehmen dabei, Nachfolgeprozesse strukturiert zu gestalten, Konflikte frühzeitig zu lösen und nachhaltige, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.

 

Ihr Schwerpunkt liegt auf der Verbindung von juristischer Expertise, Mediation und interdisziplinärer Koordination zwischen Rechtsanwält:innen, Stiftungen und wirtschaftlichen Beratern. So schafft sie Wege, die unternehmerische Freiheit, wirtschaftliche Stabilität und familiären Zusammenhalt gleichermaßen bewahren. Sie Autorin zahlreicher Fachbeiträge und des Sachbuchs mit Checklisten und Anleitung: „Erfolgreiche Unternehmensnachfolge, Erfahrungen aus Industrie und Wirtschaft“, Books on Demand, 2023.

Mehr Informationen unter: www.sandrathaler.com