Stiften bleibt attraktiv – trotz Niedrigzins wächst die Zahl der Stiftungen in Deutschland

VON THORSTEN KLINKNER

Zum Ende des Jahres 2014 zählt der Dachverband insgesamt 20.784 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts in Deutschland. Mit diesem Ergebnis verteidigt Deutschland seinen 1. Platz als stiftungsreichstes Land in Europa.


Das Wachstum des Stiftungssektors liegt bei 3,1 Prozent bei steigender Stiftungsdichte: Konkret heißt das, auf 100.000 Bundesbürger kommen nun 26 Stiftungen. Doch die Stiftungserrichtungen sind wie auch in den letzten Jahren unterschiedlich auf die Bundesländer verteilt.


Nordrhein-Westfalen konnte 2014 mit 159 neuen Stiftungen das größte Wachstum verzeichnen. Mit insgesamt 4.059 Stiftungen ist das bevölkerungsreichste Bundesland „Stiftungssieger“ vor Bayern (3.764) und Baden-Württemberg (3.128). Hinsichtlich der Stiftungsdichte pro 100.000 Einwohner, liegen die Stadtstaaten vorn: In Hamburg kommen auf 100.000 Einwohner 77 Stiftungen, in Bremen sind es 50. Unter den Flächenländern führt Hessen mit 31 Stiftungen auf 100.000 Einwohner. Mit einer Stiftungsdichte von 91 bleibt Würzburg Spitzenreiter der Großstädte.


Die ostdeutschen Bundesländer sind in der Statistik noch immer deutlich abgeschlagen. Auffällig sind jedoch die Wachstumsraten: Länder wie Thüringen (5,4 Prozent) und Sachsen (4,5 Prozent) haben deutlich höhere Wachstumsraten als der Bundesdurchschnitt (3,1 Prozent). (Quelle: www.stiftung.org).


Herausforderungen und Trends im Stiftungssektor 2015
Laut Bundesverband Deutscher Stiftungen stehen neben der klassischen rechtsfähigen Stiftung auch alternative Stiftungsformen weiter hoch im Kurs, insbesondere Treuhandstiftungen und Zustiftungen in Form von Stiftungsfonds. Auch hier hat die Nierigzinsphase, die möglicherweise noch einige Jahre anhalten wird, einen wachsenden Einfluss auf das Stiftungshandeln. Mit einer Änderung der Anlagestrategie und attraktiven Kooperationsanbahnungen kann dieser Herausforderung jedoch wirksam entgegen gewirkt werden. Dabei kommen Immobilien und Beteiligungen immer stärker in den Fokus.


Auch ungeachtet der Gesetzesänderungen zur Nachfolge und Schenkung, die spätestens am 30.06.2015 in Kraft treten, empfiehlt Stiftungsexperte Thorsten Klinkner mit Ruhe nach zukunftsfähigen Lösungen zu suchen.


Denn eine Nachfolgeregelung oder eine Stiftungserrichtung ist nichts für die „heiße Nadel“, denn letztlich wird mit der Stiftung ein kraftvolles Fundament für zukunftsorientierte Strukturen geschaffen. Das gilt für ein gelungenes gemeinnütziges Handeln ebenso wie für die Familienstiftung und Kombinationen.


Die wirklich wesentlichen Fragen, die es hier zu beantworten gilt, sind aus Sicht der UnternehmerKompositionen wichtiger als viele, kurzfristig angebotene Steuersparmodelle: Was will ich mit der Stiftungserrichtung erreichen? Für mich persönlich, für meine Familie und das Unternehmen? Wozu eigentlich? Wie kann ich meine Herzenswünsche zum Klingen bringen? Wie kann ich Aufgebautes langfristig wahren und mehren und in die richtigen Bahnen lenken?. Was sind meine strategischen Alternativen?