Familiäre Eigentümerstruktur als wichtiges Pfund

VON THORSTEN KLINKNER

Familienunternehmen sind traditionell besonders erfolgreich, weil sie weniger auf kurzfristiges Wachstum ausgerichtet sind als auf langfristigen Erhalt. Dabei hilft die Steuerung durch die Familie gewaltig. Wer diese sichern will, für den bietet sich die unternehmensverbundene Familienstiftung als strategische Option an.

Das Bankhaus Metzler, die Aachener Printen- und Schokoladenfabrik Lambertz, die Veltins-Brauerei, August Oetker oder auch die Buchhandelskette Hugendubel sind bedeutende Teile der deutschen Wirtschaft. Sie sind seit 100 Jahren oder mehr erfolgreich am Markt tätig, beschäftigen eine Vielzahl an Mitarbeitern, ihre Inhaber und Manager haben ökonomische, soziale und gesellschaftliche Verantwortung. Und eine weitere Sache eint diese Unternehmen: Sie sind als Familienunternehmen fest in der Hand einer Inhaberfamilie, die das Haus geprägt hat, führt und strategisch in die Zukunft begleitet.

 

Und es gibt viel mehr solcher Familienunternehmen in Deutschland als die oben genannten: Allein der opulente Sammelband Große deutsche Familienunternehmen: Generationenfolge, Familienstrategie und Unternehmensentwicklung von Markus Plathe, Torsten Groth, Volker Ackermann und Arist von Schlippe stellt 50 Familienunternehmen vor, die zu den ältesten und umsatzstärksten der Republik gehören. Dazu kommt eine Vielzahl kleinerer und mittlerer Organisationen, die keine große Bekanntschaft besitzen, aber in ihren Geschäftsfeldern, seit Jahr und Tag verantwortungsvoll und erfolgreich eine wichtige Marktposition besetzen und oftmals auch schon in dritter, vierter oder sogar noch weiterer Generation geführt werden.

 

Für diese Unternehmen ist die familiäre Eigentümerstruktur eine wichtiges „Pfund“ in der gesamten strategischen Ausrichtung. Wie die Autoren von Große deutsche Familienunternehmen betonen, haben sich bei den von ihnen untersuchten Unternehmen „über die Zeit bestimmte Muster unternehmerischen Handelns herausgebildet“, und die „Kontinuität der Familieneigentümerschaft über mehr als 100 Jahre [hat] überwiegend unternehmerisch förderlich (oder zumindest nicht entscheidend zerstörerisch) gewirkt“ (S. 505f.). Die Basis sind also klare unternehmerische Prinzipien einer Unternehmerfamilie.

 

Doch worin liegen die Vorteile der Steuerung eines Unternehmens auf der Grundlage von Prinzipien, die auch mit den individuellen Familienwerten harmonieren? Man sollte doch meinen, dass auch ein externer Geschäftsführer oder Vorstand ohne Familienbezug das ihm anvertraute Unternehmen nach bestem Wissen und Gewissen führt und mit hoher Verantwortung am Erfolg arbeitet. Das trifft sicherlich auch in den allermeisten Fällen zu, aber die Motivation einer solchen Führungskraft ist oftmals eine andere als bei der Familienführung: „Langlebige Mehrgenerationen-Familienunternehmen orientieren sich eher am Kriterium ‚langfristiges Überleben’ denn an kurzfristigeren Kriterien von Wachstum und Gewinn. In alten Familienunternehmen gilt als oberster Wert, das Unternehmen für die Familie zu erhalten.“ (Große deutsche Familienunternehmen, S. 508).

 

Das ist in der ganzen Diskussion um den Erfolg von Familienunternehmen einer der Kernpunkte. Sie setzen vielfach auf ein Führungs- und Wachstumsmodell, das sich ganz stark am generationenübergreifenden Erhalt des Unternehmens orientiert und sämtliche Strategie darauf ausrichtet, auch in mehreren Jahrzehnten noch als Ertragsquelle für die Familie fungieren zu können. Damit gehört die Eigentümerstruktur zu den Grundpfeilern der Unternehmens- und Familienstrategie und sollte in allen Überlegungen der aktuellen Führungsgeneration eine Rolle spielen. Was passiert, wenn kein passender Nachfolger in der nächsten Generation vorhanden ist? Wie verhindert die Familie Erbstreitigkeiten, die zur Zersplitterung des Unternehmens führen können? Was ist mit Übernahmeversuchen durch die Konkurrenz, die einen Gesellschafter reizen könnten, seine Anteile zu „versilbern“?

 

Das sind alles Fragen, mit denen sich Familienunternehmer befassen sollten, um das Unternehmen mit seinen angestammten Strukturen in die Zukunft führen zu können. Als Option bietet sich hier die unternehmensverbundene Familienstiftung an. Sie kann als Instrument dazu dienen, die Besitzverhältnisse an einem Unternehmen so zu definieren, dass die Familie des Stifter-Unternehmers niemals an Einfluss verlieren kann. Die Leitlinien der Unternehmerfamilie zur Steuerung, Kontrolle und Weiterentwicklung des Unternehmens bleiben dauerhaft stabil. Sie erhalten mit der Stiftung ein „System“.

 

Wie das funktioniert? Die Stiftung wird durch Schenkung oder Erbschaft zur Eigentümerin des Unternehmens, hat aber selbst gleichzeitig keine Eigentümer. Sie ist eine juristische Person, an der keine Mitgliedschafts- oder vermögenswerten Beteiligungsrechte bestehen, sie hat weder Gesellschafter noch Aktionäre. Damit kann die Stiftung nicht wie ein Unternehmen beispielsweise in der Gesellschaftsform der GmbH aufgelöst oder veräußert werden, selbst wenn sie eine solche GmbH als Ertragsquelle betreibt. Die familiären Prinzipien, Werte und Leitlinien werden in der Satzung verankert. Ggf. zusätzlich flankiert durch eine Familienverfassung.

 

Durch diese Stiftungslösung werden Erbstreitigkeiten und alle Situationen verhindert, die sonst zum Ende eines Unternehmens führen könnten. Gleichzeitig wird die Versorgung der Familie abgesichert, sodass diese eng an der Arbeit der Stiftung partizipiert. Die Erträge des Unternehmens werden über die Stiftung an die vom Stifter eingesetzten Begünstigten ausgeschüttet.

 

Die unternehmensverbundene Familienstiftung ist damit ein lohnendes Instrument für den Erhalt eines Unternehmens in Familienhand. Strategisch denkende Unternehmer finden darin ein Vehikel, die traditionelle Eigentümerstruktur zu sichern und somit eines der Key Assets für den Erfolg des Familienunternehmens in die Zukunft zu tragen.